Bezirksliga A - Weisse
Dame Hamburg 1 - WDH1
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Die erste Mannschaft findet
ihr in der Bezirksliga A,
die zweite in der Kreisklasse
A.
Bericht
Runde 1
Wir schreiben das Jahr
2006
2007 nach Christus, genauer gesagt den 19.1., es ist 17.45 Uhr. Die ganze
Mannschaft hat sich in der Gustav-Falke-Straße 21 a getroffen. Die
ganze Mannschaft? Nein, ein kleines Mädchen leistet erbittert Widerstand
gegen die Pünktlichkeit und das Leben ist nicht leicht für die
anderen Mitspieler,...
Oh, halt, falscher Film,
falsche Saison, dieses Jahr muss ich mir ja mal einen neuen Anfang ausdenken.
Also gut, als absoluter
Shortstack gingen wir in das Heads-Up gegen Bille und hätte Bille
Pre-Wettkampf ordentlich geraist, hätten wir bestimmt gefoldet, da
unsere Chancen ungefähr so groß sind wie mit 72 offsuite gegen
AA. Doch am Flop gegen 20 Uhr zeichnete sich bereits eine 2 ab, allerdings
auch noch ein As, doch die dritte Karte war eine weitere 2. Am Turn keine
Veränderung, doch am River konnte unsere Anna (aber nicht AK!) mit
etwas Luck die Entscheidung herbeibringen und eine weitere 2 aufdecken.
Aber wirkliche Riverlucker waren wir trotzdem nicht, da wir unsere Starthand
wenigstens extrem gut gespielt haben.
Oh, halt, richtige Saison,
aber falsche Disziplin, Mist, muss ich wieder von vorne anfangen.
Äußerst ruhig
und balanciert die Choreografie des A-Teams von Weisse Dame, während
Bille gerade zu Beginn sehr nervös und unruhig war, besonders die
Achterreihe stand überhaupt nicht, wodurch später das gesamte
Team einige Züge lang völlig außer Takt war. Ganz anders
Weisse Dame, ja, man möchte fast meinen, die Mannschaft schwebte förmlich
über die Bretter und das wurde dann auch belohnt, die offene Wertung
ergab vier Mal die Traumnote 1, dreimal die 0,5 und nur eine 0 war dabei.
Das ist eindeutig eine Majorität auf den Sieg. Besonders elegant war
übrigens der Frontmann von Weisse Dame gekleidet, das trendige Sweat-Shirt
passte außerordentlich zur Farbe des Brettes.
Ach ne, schon wieder völlig
falsche Disziplin.
„Tor, Tor, Weisse Dame
ist Weltmeister!“
Nee, völliger Unsinn,
so nun wirklich nicht. Machen wir es mal einfach und fangen mit einer Zusammenfassung
der letzten Folge an.
2006 stieg die erste Mannschaft
letztlich hochverdient aus der Kreisliga in die Bezirksliga auf. Bereits
2005 durften wir in der Bezirksliga spielen, aber zunächst hatten
wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu...
Dieses Jahr wollen wir
unbedingt die Klasse halten, doch nach DWZ-Schnitt könnte das sehr
schwer werden. Da kam eines Tages im November ein junger Mann daher, der
von sich sagte, er habe mal früher etwas Schach gespielt und dass
er auf der Suche nach einem neuen Verein sei. Nach einigen Blitzpartien
mit dem Chronisten war klar, dass das typisch hanseatisches Understatement
war und so wurde Lars gleich als 1a nachgemeldet, was unsere Chancen, die
Klasse zu halten, deutlich erhöht.
Die Auslosung meinte es
nicht sonderlich gut mit uns, zum Auftakt zwei Auswärtsspiele und
das erste davon gleich auch noch gegen Bille, eine Mannschaft, die vor
zwei Jahren noch Landesliga gespielt hat, dann aber den Doppelfahrstuhl
nach unten gewählt hat. Trotzdem, sechs Spieler mit DWZ über
2000 machen schon irgendwie Angst.
Bereits zwei Wochen vor
dem Kampf stand unsere Aufstellung fest und so konnte die Zeit ausgiebig
zur Vorbereitung genutzt werden.
Kleine Missverständnisse
und eine überaus kleinliche und prinzipielle Auslegung der Uhrzeit
seitens des Chronisten sorgten dafür, dass zunächst nicht alle
Spieler die geplante Bahn nehmen konnten. Aber daran können wir ja
noch etwas üben.
Jedenfalls ist die Vorhut
bereits um kurz nach halb sieben in Nettelnburg angekommen und die besonders
hungrigen Zeitgenossen konnten das nächstbeste Feinschmeckerlokal
ansteuern.
Während Holger und
Lars noch damit angaben, dass sie es früher geschafft hätten,
ohne Handy Mannschaftskämpfe zu spielen und trotzdem immer komplett
waren, versucht Dustin vergeblich, heimlich zu rauchen, aber die Rechnung
hatte er wohl ohne Anna gemacht. Irgendwann waren wir komplett und gingen
durch eine äußerst geschmackvoll designte Plattenbausiedlung
vorbei an einigen sympathischen Jugendlichen, die vermutlich gerade über
Kant und Hegel philosophierten, zu Billes Spiellokal, Nahe einer Einkaufspassage.
Pünktlich um 19 Uhr
wurde der Wettkampf dann angepfiffen. An das Schaufenstergefühl konnten
wir uns schnell gewöhnen, auch mit dem Gelächter der Mensch-ärger-dich-nicht
/ Kniffel-Runde im Nebenzimmer kamen wir gut klar.
Äußerst gemein
war es, dass die Gegner ihr Brett 1 pausieren ließen, dadurch wurde
unsere Vorbereitung etwas sabotiert. Moritz Gegner war nicht da und die
Gegner dementsprechend nervös und unruhig.
Gegen halb acht öffnete
der ortsansässige Jugendclub seine Pforten und untermalte unseren
Wettkampf mit wohlklingendem R’n’B, House und Pop.
Da unsere Mannschaft deutlich
jünger war, kam uns dieser Sound sicherlich entgegen, vielleicht haben
wir ihn auch überhaupt nicht so sehr wahrgenommen, schließlich
ist ja das Gehör der heutigen Jugend eh schon extrem geschädigt.
Nach einer Stunde brachte
Moritz uns in Führung, nach zweieinhalb Stunden konnte Jan mit einer
sehr überzeugenden Partie erhöhen.
Zwei Punkte waren ungefähr
das, was ich uns vorher prophezeit hatte.
Ein Blick über die
Bretter machte allerdings Hoffnung auf mehr.
Der Autor hatte eine äußerst
angenehme Stellung erarbeitet und Lars hatte bereits einen Bauern mehr.
Dustin stand etwas gedrückt,
aber wohl nicht schlechter, um Daniel musste man sich aber Sorgen machen.
Bei Holger war eine sehr komplizierte Stellung auf dem Brett, er hatte
zwei Figuren für einen Turm und zwei Bauern gegeben, allerdings sah
seine Königsstellung äußerst bedenklich aus.
Annas König stand
auf d8 und der Gegner hatte das Läuferpaar, doch als Kompensation
hatte sie zumindest einen Isolani und die schlechtere Zeit.
Wenig später musste
Daniel dann aufgeben und der Autor hat seine gute Stellung verdorben und
teilte den Punkt.
Bei Dustin tauschte sich
immer mehr Material ab und sein Gegner musste die Züge wiederholen.
Holger konnte seine Türme
gut ins Spiel bringen und verstärkte seine Stellung systematisch,
während seinem Gegner die Ideen ausgingen. Mit einer schönen
Kombination vollendete er zum 4:2.
Lars hatte noch immer seinen
Mehrbauern, allerdings konnte sein Gegner sehr fiese Mattdrohungen aufbauen.
Annas Gegner hatte sehr
viel Zeit investiert, um den Druck zu verstärken und beide hatten
irgendwann weniger als fünf Minuten für 15 Züge.
Als Anna nur noch zwei
Minuten hatte und noch immer zehn Züge ausstanden, gingen Holger und
ich lieber raus. Als wir den Raum wieder betraten, rief uns Lars freudig
zu, dass Anna gewonnen habe, was wir zunächst nicht glauben mochten,
erst die gefallene Zeit ihres Gegners überzeugte uns. Ein Blick aufs
Brett offenbarte die nächste Überraschung, Anna hatte inzwischen
einen Turm mehr und war gerade dabei, den Gegner mattzusetzen.
„Boah, wie hast du denn
diese Stellung gewonnen?!“ – „Wieso?“ – „Na du standest doch völlig
auf dem Acker!“ – „Nö, ich hab immer an mich geglaubt, gut, ne!?“
– „Äh, ja...“
Kurz darauf einigte sich
Lars und sein Gegner, der mit der Gesamtsituation völlig unzufrieden
war, auf Remis und besiegelte damit die Sensation, wir haben 5,5:2,5 gewonnen!
Die Rückfahrt verlief
äußerst unspektakulär und am Berliner Tor konnte Anna noch
nachweisen, dass sie mit ihren Schuhen alles kann, sogar schnell laufen.
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